„Die Inder haben ein ausgeprägtes Bewusstsein für Umweltprobleme“: Politiker Jairam Ramesh am IASS
18.12.2014
Industrieländer sind die Hauptverursacher des Klimawandels, aber Indien und China tragen immer mehr zur globalen Erwärmung bei. „Indien ist der drittgrößte Emittent von Treibhausgasen, an den Kohlenstoffemissionen pro Kopf gemessen liegt es aber weit hinten, sogar noch hinter Deutschland“, sagte Jairam Ramesh, indischer Parlamentsabgeordneter und ehemaliger Umweltminister des Landes, in einem Vortrag am IASS am 16. Dezember. Die Inder hätten jedoch ein ausgeprägtes Bewusstsein für Umweltprobleme, nicht zuletzt weil der Klimawandel ihr Land besonders gefährde. Indien ist stark abhängig vom Regenfall des jährlichen Monsuns in den Monaten Juni bis September, der rund 65 Prozent des Gesamtniederschlages Indiens ausmacht. Die täglichen Schwankungen des Monsuns werden sich im Zuge des Klimawandels wahrscheinlich verstärken. Außerdem ist die über 7500 Kilometer lange Küstenlinie Indiens vom Meeresspiegelanstieg stark betroffen. Die Gletscher im Himalaya schmelzen bereits seit den 70er Jahren schneller als zuvor.
Ramesh legte den Zuhörern Zahlen über die Energieversorgung in Indien vor. Derzeit macht Kohle mit 65 Prozent den Hauptanteil aus, der bis 2030 auf 55 Prozent gesenkt werden soll. Der Anteil von Wasserkraft liegt derzeit bei 17 Prozent, er soll bis 2030 auf 20 Prozent gesteigert werden, andere erneuerbare Energiequellen tragen derzeit 6 Prozent zur Energieversorgung Indiens bei, ihr Anteil soll auf 18 Prozent gesteigert werden. Kernkraft spielt in Indien keine große Rolle, ihr Anteil liegt bei 3 Prozent und soll auf 2 Prozent gesenkt werden. Ramesh sagte, dass bis 2020 eine Treibhausgasreduktion von 20 bis 25 Prozent im Vergleich zu 2005 erzielt werden solle.
Ramesh ging auch auf die Diskussion ein, ob es unterschiedliche Vorgaben für Industrieländer, Schwellenländer und Entwicklungsländer geben soll. Schwellenländer wie China oder Indien plädieren dafür, dass nur die Industrieländer verbindliche Zusagen machen müssen. Die USA und die EU wollen dagegen auch aufstrebende Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien stärker bei der Emissionsreduktion wie auch der Unterstützung ärmerer Länder mit einbinden. Ramesh äußerte sich zuversichtlich, dass die Staaten bis zum Klimagipfel in Paris im Dezember 2015 aufeinander zugehen werden. Dies sei unabdingbar, damit dort ein bindender Weltklimavertrag unterzeichnet werden kann, sagte der Politiker.
Photo: © Hagen Pieper/IASS
18.12.2014